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Aus alten Akten
des Heidesdorfes Schwalingen
Nach dem Dreißigjährigen Krieg gibt es in unserer Gegend ausser dem Walde nichts, was noch ‘auszuplündern’ wäre. Die wechselnden
Kriegsherren hatten ganze Waldgebiete ausgeschlachtet, um das Holz nach Bremen und Holland für den Flottenbau zu verkaufen. Viele Städte,
besonders die Küstenstädte können sich mit dem notwendigen Feuerholz nicht mehr ausreichend aus den umliegenden Wäldern versorgen, sie sind
restlos ausgeplündert. So steigert sich die rücksichtlose Ausbeutung der Wälder auch im Hinterland weiter und beschleunigt damit ihr Verschwinden.
Die schwedischen Herzogtümer Bremen-Verden befinden sich so in den Jahrzehnten nach dem Dreißigjährigen Krieg in einer schweren, lang
andauernden Holz-Not und Krise. Zu ihrer Abwendung geschieht aber nichts Entscheidendes, im Gegenteil, teilweise tragen die wechselnden
Herrscher noch zu ihrer Verstärkung bei. Die Wälder nehmen an Ausdehnung Jahr für Jahr ab und die Verringerung des Waldbestandes geht immer
schneller vor sich... mehr...
Mit den ausgeplünderten, schwindenden Waldbeständen verschlechtert sich auch die Lebenssituation der Menschen auf dem Lande. Die
Wälder sind nicht nur Quelle für das benötigte Bau- und Brennmaterial der Bauern, sondern vor allem auch Hude- und Mastgrundlage für ihr Vieh.
Die dörflichen Viehherden werden nun beim Weidegang im noch verbliebenen Wald auf
immer kleiner werdenden Raum zusammengedrängt. So bleibt Streit zwischen den Bauern
um die Nutzung des Waldes zwischen den Dörfern nicht aus, es geht um ihre Existenz.
In einem solchen Streit zwischen den Eingesessenen der Dörfer Schwalingen und
Grauen im Herbst 1684 geht es zunächst um die Klärung der Holz- und Mastgerechtigkeit
in einem der wenigen verbliebenen Waldstücken dieser Gegend. Aber er weitet sich im
Verlauf der Auseinandersetzungen zu einem schweren Zerwürfnis zwischen den beiden
Dorfschaften aus, dessen Nachhall noch in der heutigen Zeit in den Erzählung der Alten
im Dorf zu hören ist ...